Die Arbeit und der Spaß

Jahrelang hatte ich eine Kollegin, die regelmäßig verkündete, sie ginge auf die Arbeit, um Spaß zu haben. Abgesehen davon, dass ich eine Existenz, die nun ausgerechnet auf der Arbeit Spaß suchen muss, folglich also anderswo nicht genug davon hat, reichlich armselig finde, denke ich, dass die Arbeit für solcherart Suche nicht wirklich der richtige Ort ist.

Die Kollegin hatte demnach auch so dies und das Problem, das man rückschauend nicht wirklich mit der Arbeit in Zusammenhang bringen konnte.

Gleichwohl bin ich der Meinung, Arbeit, so man sie denn langfristig auszuüben beabsichtigt, soll schon Spaß machen. Ich hoffe, Sie verstehen den Unterschied. Der, für jene, die ihn nicht verstehen, darin besteht, dass Arbeit nicht dazu da ist, uns zu bespaßen, aber so gestaltet sein sollte, dass sie zu einem selbst passt und einem irgend eine Art von Erfüllung gibt.

Wenn ich eine Sache gut kann und deswegen gut mache, können Legionen von unfähigen Menschen einen umschwirren und nichts am Resultat ändern, denn das Wohlgefühl, das man aus der Sache zieht, kommt nicht von Vorgesetzten oder Kollegen, sondern von der Befriedigung, die man aus dem richtigen Umgang mit der Sache zieht. „Die Sache“ können dabei Objekte (ein Schreiner, der am Ende seiner Arbeit mit höchster Befriedigung über das Holz streift) oder auch Menschen (ein ernst gemeinter Dank für eine Dienstleistung) sein.

Vielleicht, denke ich, ist Spaß sowieso das falsche Wort. Spaß klingt für mich nämlich sehr nach Vergnügungspark oder dem, was man so mit drei Gläsern Sekt intus tut. Nichts Bedeutendes jedenfalls.

Was ich in Verbindung mit Arbeit sehe und was mich auch immer bei der Stange gehalten hat, ist so eine Begrifflichkeit wie „Befriedigung“: Sich angestrengt haben und damit erfolgreich gewesen zu sein. Auf irgendeine Weise.

Im Hinblick darauf, dass immer älter werdende Menschen immer länger werden arbeiten müssen, kommt diesem Aspekt der Arbeit m.E. gar nicht genug Aufmerksamkeit zu. Wo früher der Arbeitnehmer seine Befriedigung bei der ja mehr oder weniger immer gleichen Beschäftigung daraus bezog, dass er sich in einem Umfeld bewegte, das er schon seit Jahrzehnten kannte, das für ihn also eine Art Ersatzfamilie war, ist der Mensch der Neuzeit mit der von ihm abgeforderten steten Flexibilität dringendst darauf angewiesen, sich nicht mehr an die Menschen in seinem Arbeitsumfeld zu binden, sondern an die Sache an sich. Arbeitsinhalte bekommen demnach immer mehr an Bedeutung, wo es früher ausreichte, dass die Arbeitsumgebung uns emotional band.

Die Kunst ist es, den „Spaß“ lange genug beizubehalten.

Ich selbst beobachte nach 46 Jahren, was recht spät ist, eine gewisse Ambivalenz an mir. Der Kollegen-Effekt zieht noch immer (meine Wechsel waren überschaubar), die Arbeit selbst ist noch immer interessant, wenn auch nicht mehr aufregend, und gewinnt ihre „Würze“ weniger aus den Inhalten, denn aus dem zwischenmenschlichen Bereich.

Aber ich beobachte auch gewisse Ermüdungseffekte.

Wo junge Kollegen mit Begeisterung und Erstaunen Neuerungen aufnehmen und umsetzen, klingelt es im Hinterkopf, dass wir das doch Dunnemals (vor 15 und auch 25 Jahren?) schon einmal ganz genauso taten. Es ist irgendwie wie bei der Haute Couture. Junge Interessierte überschlagen sich vor lauter Begeisterung, während die Älteren ihren jungen Mitmenschen raten: „Diese großkarierten Hosen trugen wir schon in den 80ern. Kauf das Zeug nicht. Im nächsten Sommer kannst du das schon nicht mehr anziehen.“ Natürlich kaufen sie es doch, weil sie jung und begeistert ob der Andersartigkeit sind, nicht wissend, dass es nichts gibt, was nicht schon einmal da war.

Der ältere Arbeitnehmer, der vielleicht schon vor vier, fünf Jahren geraten hat, man solle die Dinge so tun, wie man sie jetzt höchst öffentlich empfohlen hat (damals, als man selbst das empfahl, ging das natürlich noch nicht; es müssen erst Chefs darauf kommen), begegnet den Neuerungen weniger mit Begeisterung , denn mit Langeweile. „Hab ich doch“ gesagt, ist nicht nur ein Zeichen dafür, dass man schon zu lange dabei ist, sondern auch dafür, dass es Zeit für den Ausstieg wird.

Was im Übrigen auch den „Schrecken“ der älteren Arbeitnehmer für die Arbeitgeber ausmacht und den Wunsch auslöst, die älteren Arbeitnehmer möglichst unkompliziert loszuwerden. Was, wenn ordentliche Abfindungen fließen, den Arbeitnehmern des bekannten Effektes wegen nicht unrecht ist.

Aber in diesen Genuss kommen nur wenige. Abgesehen davon, dass so eine Abfindung schon reichlich sein muss, um die große Lücke bis zum gesetzlichen Renteneintritt zu überbrücken.

Ich selbst darf mich auf derlei nicht freuen. Man erträgt mich und meine zeitweilige Übellaunigkeit, die aus eben diesem „alles schon mal da gewesen“ (und dem in Klammern gesetzten: „ihr habt das Rad jetzt gerade nicht neu erfunden“) resultiert, gerade mal so und hofft, dass all das für alle Beteiligten halbwegs schmerzfrei vor sich und zu Ende gehen wird.

Und doch: Denke ich an den Ruhestand, hege ich die gleichen ambivalenten Befindlichkeiten wie gerade eben. Natürlich ist es ein guter Gedanke, morgens eine Stunde länger liegen bleiben zu können und Herr seiner Zeit zu sein.

ABER: Man ist das ja dann nicht gewöhnt. Nach all diesen Jahren.

Nach all diesen Jahren ertappe ich mich bei der Idee, wie es wäre, noch eine Zeit länger, und wahrlich nicht des Geldes wegen, hinzugehen. Für ein paar wenige Stunden. Und etwas zu tun, was man wirklich gut kann. Nicht, dass ich andere Dinge, die dann zu tun ich mir schon seit Jahrzehnten lebhaft vorstelle, nicht auch gut könnte. Und wenn ich sie wirklich (noch) nicht so gut kann wie eben DAS, habe ich ja dann Zeit sie noch besser zu lernen.

Nicht, dass …

 

 

Träume

Wir Nachkriegsgeborenen empfanden kein wirkliches Leid. Wir sahen, wie die Dinge sich aufwärts entwickelten, was eine gute Erfahrung war. Und wir (da rede ich jetzt von Deutschen Ost), empfanden auch keinen Mangel. Wir hatten zu Essen, trugen warme Kleidung und die Mieten waren günstig. Nicht, dass wir eine Ahnung davon gehabt hätten, was das bedeutet. Welches Kind denkt schon über Mietpreise nach?

Wir redeten über die Zukunft wie über einen Ort, an dem es noch viel wärmer und kuschliger sein würde als wir es damals hatten. Wir träumten (nicht, dass wir eine Ahnung von Arbeit gehabt hätten) von einer Zeit, in der wir dank Mechanisierung und Automatisierung nurmehr paarundzwanzig Stunden in der Woche würden arbeiten müssen. Und wir sahen das Weltall als normalen Bestandteil unseres künftigen Lebens an. Wir lasen „Landung auf der Venus“, noch ehe wir wussten, dass dort nicht nur niemand existieren, sondern nicht einmal eine Sonde für mehr als sehr kurze Zeit den Unbilden standhalten kann. Wir dachten über Außerirdische nach, die lange, lange vor unserer Zeit den Planeten Erde besucht und ihre Spuren hinterlassen hatten.  Wir hatten das Gefühl, dass nicht nur die Welt, sondern das ganze Weltall uns zu Füßen lag.

Ein paar der Vordenker sorgten sich auch um Roboter (heute würden wir es KI nennen), die die Herrschaft übernehmen, weil der Mensch ansich unvollkommen und fehlerbehaftet ist.  Aber nicht das war unser Problem. Wir hatten mehr den Gedanken an rollende Fußwege im Kopf (weil wir alle so gut in Bewegung waren, dachten wir nicht an Übergewicht und dessen Folgen; keiner von uns war übergewichtig und Diabetes war keine Wohlstands-, sondern eine ganz richtige Krankheit, für die man nichts konnte).

Sehr viel später, angesichts mancher Fehlschläge, würde man sagen, dass die Raumfahrt vielleicht nicht das in unser Leben gebracht hat, was wir uns erhofften. Es gibt keine Siedlungen auf Mond und Mars. Die Venus ist eh perdu.. Und man darf sich fragen, ob der eventuelle Gewinn von Rohstoffen auf Asteroiden etc. den materiellen Aufwand rechtfertigt.

Dennoch, es ist halt so drin, nehme ich abends, wenn ich nicht einschlafen kann, mein Pad mit ins Bett und suche mir eine von den vielen Weltraumserien, die mich mit phantastischen Animationen und sehr viel klugen Gedanken in den Schlaf bringen. Meist bin ich lange vor der Oortschen Wolke eingeschlafen (sie gehen ja immer von innen nach außen) und dass über meinen Stöpsel im Ohr die Berichte bis hinaus zum Pluto (dem armen Kerl, der nun kein Planet mehr ist) in meinen Schlaf vordringen, hat ganz und gar nichts Bedrohliches.

Mich kleines Geschöpf in diesem Riesen-Konstrukt von Weltall ( in diesen Berichten tun sie immer so, als sei unser Sonnensystem schon alles, obwohl wir doch ein ziemlich Unbedeutendes unter ganz vielen sind) zu denken, beruhigt mich wachend wie schlafend gleichermaßen.

Die Raumfahrt als solche, auch wenn die aus den Weltraumserien bekannten, total enthusiastischen Astrologen diesen Anschein gern erwecken, ist bekanntermaßen nicht das, was die Menschheit retten wird. Man darf sich vielmehr fragen, ob die, also die Menschheit, in den 5 Milliarden Jahren, die es bis zum Verglühen unserer Sonne braucht, überhaupt noch da ist (eher nicht).

Gleichwohl gibt es allerhand Leute, die meinen, die Raumfahrt sei dennoch zu irgendwas gut gewesen. Weil sie irgendwelche Erfindungen hervor gebracht hätte, die auch im Alltag zu allerhand gut sind.

Teflon ist da der Dauerbrenner. Immer wieder gern genommen. Ohne Raumfahrt kein Teflon.
Teflon finde auch ich prima. Weil … meine Leser erinnern sich  … ich neulich Teppich verlegt habe. Auf dem die früheren Filzaufkleber an den Stuhlfüßen natürlich blöde sind. Jetzt habe ich welche aus Teflon drauf gemacht. Das flutscht superprima.

Allerdings: Teflon wurde bereits 1938 erfunden. Es hat demnach mit der Raumfahrt genau so viel zu tun wie Orson Welles „Krieg der Welten“ (gemeint ist das Hörspiel, das allerhand Menschen in Panik versetzte). Böse Zungen behaupten, dass Ron Hubbards Karriere als Scifi-Autor, der sich das Prinzip des Cliffhangers sehr zu Eigen gemacht hatte, hiervon inspiriert worden ist. Was keiner beweisen kann, denn das Cliffhanger-Prinzip gab es schon seit 1873. Gleichwohl schleppte Hubbard es auch zu den Scientologen. Wer den einen Kurs fertig hatte, brauchte schon den nächsten.

Wie ich auf all das komme? Teflon also lässt meine Stühle gut über den Teppich-Belag rutschen.

Alles andere ist Geschwafel. 😉

Angsthasen

Es ist gut, richtig und wichtig, dass wir im Leben bestimmte Sicherheiten und Ver-sicherungen haben, (Keine Angst, das wird kein Werbespot!). Eine der besten gedanklichen und sprachlichen Errungenschaften finde ich den Begriff „Solidargemeinschaft“. Wir sorgen füreinander, wenn auch vielfach gezwungenermaßen, wenn es einem von uns mal – aus welchen Gründen auch immer – nicht gut geht. Krankheit, Alter und Arbeitslosigkeit sind nicht mehr die Schreckgespenster, die sie noch vor hundert Jahren waren. Keiner muss mehr hungern, frieren, ohne Obdach  oder ärztliche Versorgung sein, wenn er sich denn auf das System einlässt. (Dass manche das nicht tun, hat individuell sehr verschiedene Gründe.)

Mir, die ich in diesem Konstrukt geboren bin, fällt es außerordentlich schwer, mir das Leben andernorts (z.B. in den USA) vorzustellen, wo man diese Sicherheiten nicht hat, sich womöglich dagegen wehrt, weil Stolz und Eigenverantwortung einem quasi mit der Muttermilch eingetrichtert wurden.

Und dennoch frage ich mich nicht selten, wie Menschen, auch wenn sie in dieses System der Rundum-Versorgung hineingeboren wurden, annehmen können, es sei vom Grunde auf für ALLES gesorgt, man sollte sich gar keinerlei Sorgen mehr machen und keinerlei Selbst-Fürsorge betreiben müssen. Zuweilen hat es den Anschein, dass diese Vor- und Fürsorge-Gesellschaft nun und immerdar für alle Unbilden des Lebens verantwortlich ist. Seien sie so selbstverschuldet oder zufällig wie auch immer.

Zeichnen sich am Horizont irgendwelche Dinge ab, die man nur schwer oder gar nicht hat voraussehen können, wird immer gefordert, die Solidargemeinschaft müsse doch jetzt eintreten. Und tatsächlich tut sie das oft, kann das aber nicht immer.

Wenn irgendwo Hochwasser ist, watet schon mal ein Bundeskanzler in Gummistiefeln durch den Matsch, und es sind Bundeswehr, THW und allerhand Freiwillige unterwegs. (Selbst erlebt, als meine Nichte, die mir später zeigte, bis wohin das Wasser stand, beinahe ihre Existenz verloren hätte.)

Wenn aber im fernen China ein Virus umgeht, der zwar inzwischen um die Tausend Infizierte aufweist, von denen ca. 10 % gestorben sind, bricht (nun gibt es sogar im Bayrischen 1 – in Worten: einen – Fall und in Heidelberg hat auch schon wer gehustet) allergrößte Panik aus. Wohlgemerkt unter den gleichen Leuten, die noch vor nicht allzu langer Zeit bedenkenlos Masern-Partys veranstalteten, um ihre Kinder zur Impfvermeidung, quasi auf die harte Tour, immun zu machen.

Heute hörte ich, wie eine Kollegin mit einer Sprachnachricht auf eine ebensolche ihrer frisch erwachsenen Tochter auf deren Sorge zum Corona-Virus antwortete. Ein verbürgter Fall von was auch immer bringt das Gebäude der Sicherheit bereits ins Wanken?, fragt sie sich und ich mich auch.

Wie wohl werden diese jungen Menschen, die stets Objekt unserer Fürsorge waren, reagieren, wenn irgend etwas in ihrem Leben passiert, dessen Herr zu werden ihnen schwer fällt, für sie vielleicht unmöglich ist? Weil das Leben eben nur eine beschränkte Anzahl von Sicherungsmechanismen zulässt und vieles, trotz aller Vorsorge, eben dann doch ein Resultat von Zufällen ist.

Ich muss nicht Fernreisen mit dem Flugzeug unternehmen, um irgendwem zu begegnen, der mittels Niesen oder Husten seine Viren in meine Richtung streut. Ich muss nichts verkehrt gemacht haben, um arbeitslos zu werden. Ich kann mich während der Schwangerschaft höchst vorbildlich  verhalten und dennoch ein krankes oder behindertes Kind zur Welt bringen.

All diese Dinge passieren. Und Niemand gibt einem Garantien, wie man so etwas ausschließen kann.

Und dennoch scheint eine zunehmende Anzahl von Menschen zu erwarten, dass es gesellschaftlicher Auftrag ist, ihnen derlei Lasten abzunehmen oder besser: von vornherein zu ersparen.

Mir fällt der Film Matrix ein. Beim Verhör sagt einer der Agenten, man habe vorher mehrere Varianten der Matrix ausprobiert. Zum Beispiel habe man geglaubt, die totale (geträumte) Glückseligkeit der Menschen, die nichts anderes als bessere Batterien, sich aber dessen nicht bewusst waren, würde sie „ruhig halten“. Das aber sei nicht der Fall gewesen. Der Mensch müsse kämpfen, Schwierigkeiten überwinden, um irgendwie zufrieden zu sein.

Und wirklich beobachten wir es ja immer wieder: Menschen, denen es unserer Ansicht nach gut gehen müsste, weil sie reich, schön und was auch immer sind, sind zutiefst unglücklich. Ihnen scheint der Sinn zu fehlen. Sie verfallen in Depressionen in Ermangelung jedweder Möglichkeit, sich an irgend etwas aufzureiben.

Wann, frage ich mich, fingen wir an zu versäumen, unseren Nachfahren, diese Freude am Kämpfen und Erringen, am Stolz-Sein auf Gelungenes beizubringen?

Sie sind mitnichten glücklicher, weil sie alles schon haben. Sie sind vielmehr unglücklich über all das, was sie nicht haben oder womöglich nie haben werden. Und sie ängstigen sich um alles, was ihnen – tatsächlich oder eingebildet – geschehen könnte.

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Ich erinnere mich, wie zu meiner Zeit als sehr junge Mutter die Neutronenbombe ins Gespräch kam. Ein perfides Ding, das Menschen töten, aber die Gebäude stehen lassen sollte. Auf der Grenze zwischen Ost- und Westblock sitzend, machten wir uns unsere Gedanken. Carter und auch Reagan hätten sie nur zu gern  in Deutschland stationiert. Und wir hatten Angst, aber auch gleichzeitig die Illusion einer Strategie. Nicht nur eine Nacht lang träumte ich, wie ich von meinem Arbeitsplatz aus zum Kindergarten meiner Tochter rennen würde, um dieses  zarte Ding irgendwo in den tiefen Gemäuern der Burg vor den Strahlen in Sicherheit zu bringen. In der – im Ernstfall vermutlich vergeblichen – Hoffnung, ihres und mein Überleben zu sichern.

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Mein Enkel im letzten Jahr war schwerst gekränkt, als seine Eltern ihn nötigten, die verbotenerweise von einem Mitschüler gekauften und nicht einmal richtig passenden (gebrauchten) Turnschuhe zum Wert von 200 Euro zurück zu geben.

 

 

Bei uns

Ich erzähle Sohni am Telefon, wie stolz ich darauf bin, dass ich das mit dem Teppichbelag so gut hingekriegt habe. Schließlich ist in dieser Wohnung rein gar nichts gerade, die Bodenfliesen aber schon. Mir entfleucht ein „bei uns“, obwohl Sohni nun schon seit elf Jahre nicht mehr hier wohnt. Bei Tochter, die nie hier in dieser Wohnung wohnte, konnte ich weniger emotional, wenngleich keineswegs weniger stolz sein.

Schließlich habe ich so´n Zeuges noch nie gemacht.

Als ich gestern, um die endgültige Ordnung herzustellen, die Kartons von den Fliesen zum Papiermüll runterschaffen wollte, wurde offenbar, dass sie eine Winzigkeit zu hoch sind, die Fliesen. Die Tür ging gerade diesen kleinen Spalt auf, an dem nix von dem Belag lag. Dann hing sie fest.

„Mit Gewalt und Spucke fängst du jede Mucke.“, pflegte mein Vater zu sagen, der Werkzeugmacher und in einer Feierabendbrigade war. Kein Mensch kennt das heute mehr, aber dazumal im Osten war das eine große Hilfe für handwerklich ungeschicktes Volk mit wenig Geld. Man sagte irgendwo Bescheid, dass man dies und das Problem hatte, und abends oder spätestens am Tag drauf kam einer von der Feierabendbrigade und pusselte ein wenig dran rum. Meistens hatte man Glück und wenigstens eine provisorische Lösung des Problems. Und manchmal war erstaunlich, wie lange solche Provisorien halten können.

Bei mir war es erst einmal die Gewalt, mit der ich – ganz ohne Spucke – die Tür dann doch auf bekam und meine Kartons nach unten. Gleichwohl, war mir klar, konnte das so nicht bleiben.

Der R., den ich in meiner Not anpingte (meine Leser kennen ihn von seiner Findigkeit beim G-Punkt), erklärte sofort seine Hilfsbereitschaft und dass er nachschauen würde, ob er passende Unterlegscheiben hätte, die man der Tür verpassen und sie damit anheben könne.

Ich hatte schon darauf gewartet, dass er – mir scheint, alle Handwerker tun das – mäkelig an meinem Belag rumschubsen würde,  der – dank doppelseitigem Klebestreifen an den Randfliesen – bombenfest sitzt. Als das nichts half, meine er, ich hätte „sehr großzügig“ verlegt, was bedeuten sollte, dass ich nicht bis ins letzte Eck verlegt hatte. Aber darum war es mir nie gegangen. In Ecken meiner Räumlichkeiten pflege ich nicht zu laufen.

Und schließlich, das sagte ich auch dem R., der – als wir noch zusammen gewesen waren –  aller Welt erzählt hatte, was für eine ordentliche Hausfrau ich sei (das stimmt übrigens nur aus seiner Sicht), dass ich nächstens zu ihm kommen und an seinen Sachen rummäkeln würde. Kess behauptete er, dass er sich in seiner Buzze wohlfühlen würde. Und darauf schließlich käme es an. Und ich behauptete dagegen, dass meine aber viel schöner sei. Da könne er sich in seiner so wohlfühlen, wie er wolle.

Wir streiten nach wie vor ganz trefflich. Aber in Wahrheit meinen wir es nicht ganz so ernst. Wie ich auch, nachdem die Wohnungstür ausgehängt war, er – wider gestrige Zusage – keine gescheiten Unterlegscheiben mitgebracht und ich keine passenden hatte,  wir also die Badtür, in der die passenden waren (Warum meinten wir damals, diese Tür müsse angehoben werden ? Beim Wiedereinhängen funktionierte sie ganz wunderbar auch ohne Unterlegscheiben.), aus- und wieder einhängten und die entnommenen Unterlegscheiben der Wohnungstür verpassten, welchselbe nun nicht ganz, aber ziemlich schleiffrei sich öffnen lässt.

R. meinte zwar, irgendwann ginge der Belag dennoch kaputt, aber ich versicherte ihm, dass ich noch genug Fliesen übrig hätte, sei es denn soweit.

Ich weiß gar nicht, wie es auf seinen potentiellen Millionengewinn kam und auf die nicht wirklich ernst gemeinte Frage, ob er mich dann heiraten würde. Natürlich, meinte er. Mich würde er immer … und auch ich hätte seinerzeit (was keineswegs stimmt) in schwachen Momenten den Wunsch geäußert, mit ihm zusammen zu ziehen. Woran ich mich nicht nur nicht erinnern kann, sondern das nicht getan zu haben ich jederzeit gute Gründe hatte.

Während er in Erinnerungen schwelgte, die ich so nicht teilen konnte, wurde ihm sehr nostalgisch.

Und mir wurde klar, dass dieses „UNS“ eine höchst Subjekte Sache ist, Genauso, wie unsere Kinder, selbst wenn sie unser Leben längst nicht mehr teilen, ein „unser“ erzeugen, genauso denken ehemalige wie auch immer nahe Partner über ein „unser“ nach, das es so vielleicht nicht gab.

Jedenfalls suchen wir  immer irgendwie eine Nähe, damit wir uns nicht allein fühlen.

R. spricht mit seinen Katzen. Ich mit mir selbst. Mein Sohn mit seiner Freundin oder mir. Meine Tochter mit ihrem Freund oder mir.

R. sagte übrigens, ihm fehle so viel gar nicht. Er lebe gerne und gut allein. Aber manchmal fehle es ihm, abends im Bett, jemandem zu erzählen, wie der Tag gewesen sei. Dass, wenn er mit ihnen spricht, seine Katzen ihm antworten, sei irgendwie nicht das, was er brauche.

Warme Füße

Ich bin eine faule Sau.

Oder bin ich einfach nur zu alt für solche Aktionen?

Oder ist es (bitte lasst es DAS sein!) nur dieses strahlende Wetter, unüblich für die Jahreszeit, das einem eine Art Frühjahrsmüdigkeit beschert?

So oder so. Der Teppichbelag (eigentlich sind es diese Auslegteppichfliesen) ist seit Tagen da und meine erste Tat war, ihn ein bisschen außer Sicht zu räumen, in eine Ecke meines Flurs, wo er nun zwar nicht unsichtbar ist, aber nicht mehr sogleich ins Auge springt.

Da liegt er nun, warm und trocken (klingt wie meine einstige Berufswahl) und ist viel zu wenig lästig, als dass er mich zur Aktivität verleiten könnte.

Ich meine, Teppich auslegen klingt ja erst einmal ganz einfach. ABER … zuvor ist da das Ausräumen, das Putzen. Und nein, wir reden jetzt nicht vom regelmäßigen Putzen, sondern vom klinisch sauber Putzen. Denn das Zeugs wird jahrelang liegen (vielleicht bis an mein Ende?), Und wer wollte schon, dass beim Beräumen der Wohnung dermaleinst irgendwelche Unerfreulichkeiten zutage treten?

Der Gedanke an diesen Aufwand paralysiert mich, noch ehe ich etwas beginnen kann. Mir fallen tausend Sachen ein, die ich noch vorher machen könnte, sollte und überhaupt.

Und natürlich weiß ich, was Prokrastination ist (Wiki nennt das gar „pathologisch“! Himmel, wenn das stimmt, sind wir alle abnormal veranlagt, denn ich kenne niemanden, der nicht irgendwann prokrastiniert hätte, mindestens bei der Steuererklärung – mein persönlicher Favorit.)

Und dann findet man ja auch tausend Gründe, warum einerseits diese anderen Dinge so viel wichtiger sind (z.B. könnte der nun offene Ton austrocknen, wenn man nicht schnell etwas draus macht) und warum man genau diese eine Sache gerade eben nicht machen kann (vorhin taten mir die Knie noch so weh; gar nicht dran zu denken, eben jetzt auf dem Boden rumzukriechen).

Meine Parfümeuse (keine Ahnung, was sie sich dabei dachte; eigentlich mögen wir uns) schenkte mir als Glücksschweine zum Jahreswechsel zwei grauenhaft hässliche (schwarze) Keramikschweine mit Federgepuschel und goldenen Stoßzähnen. Die Viecher sind nicht nur hässlich, sondern machen mir Angst. Ihr einziges Glück ist, dass sie im Regal, wo ich sie erst einmal parkte, der Schwärze wegen gar nicht auffallen. Ich weiß nicht, wohin ich sie andernfalls getan hätte.

Seit ich mit dieser Teppichsache kämpfe, kommen mir diese Schweine vor wie dieser innere Schweinehund, den es zu überwinden gilt. Ich schätze, würde ich erst einmal anfangen damit, käme ich schon irgendwie voran. So ist es ja immer.

Ich weiß sogar, dass ich hernach, wenn etwas (vielleicht nicht gleich alles) fertig ist, so eine Art Glück empfinden werde. Was aber (nicht, dass ich angesichts derartiger Erfahrungen schon jemals meine Steuererklärung früher als auf den letzten Drücker gemacht hätte) an meiner insgesamt schwierigen Motivation nichts ändert.

Und eigentlich ist es ja gerade gar nicht so kalt, dass mich die nackten Fußböden so sonderlich stören würden.

 

Kalte Füße

In letzter Zeit dachte ich oft an diesen Werbespot.

„Kalte Füße, kalte Füße. Kalte Füße gibt’s nicht mehr. Es gibt ja Bama Schaffellsocken.“

Den Spot gibt’s nicht einmal bei You Tube, wo es eigentlich fast alles gibt, was einem so in den Sinn kommt. Also kann ich den Erzeugnisnamen getrost nennen. Vermutlich gibt es auch die Socken nicht mehr.

Ich zweifle auch, dass sie helfen würden. All die anderen Kuschi-Wuschis, die ich ausprobierte, helfen ja auch nicht. Es ist kalt geworden da unter meinen Füßen, seit die Läden da unten nicht mehr vermietet sind.

Ach, was waren das doch für Zeiten, als dort noch die Verbraucherberatung (links) und die Schuldnerberatung (rechts) hausierten. Die waren hübsch warm und gleichzeitig ruhig.

Die Freikirchler fand ich auch ganz nett. Die hatten beides angemietet und waren gut zu ertragen, solange sie noch kein Schlagzeug hatten. Aber auch das ging vorbei. Gottesdienst war schließlich nur sonntags ab zehn.

Meine Fußpflegerin erzählte, sie habe eine Zeit lang die Räumlichkeiten direkt unter mir als Joga-Studio gehabt. Was durchaus machbar war, denn unter dem Laden – Zugang von da – gibt es eine Toilette (drei rechts, drei links), die man auch als Umkleide nutzen konnte. Ich wusste das gar nicht, ehe die Freikirchler ihren Tag der offenen Tür hatten.  Noch heute kann ich mir die räumliche Verwurstelung im Kellergeschoss nur schwer vorstellen, denn da ist ja noch Laden Nr.3, in dem die meiste Zeit eine Friseurin war. Und ich mag mir nicht wirklich vorstellen, wie es gewesen wäre, hätte ich das Joga-Studio noch erlebt. Zwar ist Joga keine wirklich laute Aktivität, aber in den Studios spielen sie immer diese Musik, die ich nervig finde, obwohl sie beruhigend sein soll.

Einen Hang zu dieser Musik hat meine Fußpflegerin noch immer. Denn sie macht, was ich sehr liebe, auch Fußmassagen. Die etwas sehr Kontemplatives haben. Ich schlafe dabei immer so ein bisschen ein. Nicht ganz. Immerhin höre ich es, wenn ich beginne zu schnarchen und ich merkte es, als sie neulich einen Reizhusten hatte. Der ihr peinlich war. Als hätte sie die Verpflichtung, sich während dieser Massagen unsicht- und – hörbar zu machen. Eine Regel bei diesen Massagen scheint es auch zu sein, dass sie mich nie loslässt. Also: Sie „verlässt“ den eben erst massierten Fuß erst dann, wenn sie den anderen in die Hand genommen hat. Und wenn sie fertig ist, hat sie so ein Ritual, dem ich entnehmen kann, dass es – leider schon wieder – vorbei ist. Wir beide sind hernach, jeder auf seine Weise, sehr erschöpft. Ob sie aber auch so glücklich ist wie ich, wage ich zu bezweifeln.

Meine Vermieterin ging immer zu dem Friseur ganz unten, ehe sie total verwirrt wurde und dann, hochbetagt, aber bis zuletzt  sehr diszipliniert  mit rotgefärbten Haaren starb. Sie nutzte diese Friseurbesuche stets, um zu prüfen, ob mit ihrem Besitz alles in Ordnung war.

Und das war es, denn der im Haus wohnende Hausmeister war gewissenhaft und rege. Der wohnt zwar immer noch hier, ist aber nun nicht mehr der Hausmeister. Eine Zeit lang machte ich mir Sorgen um ihn. Ein so redlicher und rechtschaffener, fleißiger Mann, der mich eines Tages nicht mehr auf der Straße erkannte. Seine Frau war hoch verzweifelt, als seine Krankheit offenbar wurde. Sie kam damit nicht zurecht.

Inzwischen sehe ich ihn zuweilen ohne Rollator. Er erkennt mich wieder und macht oft einen frohgemuten Eindruck. Seine Frau hingegen sah ich lange nicht mehr. Sie scheint kaum noch aus dem Haus zu gehen.

Meine Vermieterin lernte ich in einer Schnellschuss-Aktion kennen. Sohni und ich hatten es zum Ritual gemacht, auf dem Marktplatz eine Zeitung zu kaufen, sie auf den dortigen Bänken aufzuschlagen und nach Wohnungen zu schauen. Nur so aus Spaß, einerseits, aber auch, weil der damalige Vermieter langsam übermütig wurde. Als wir diese Wohnung sahen, gingen wir zur Telefonzelle und der Vormieter (der im übrigen nicht einen Tag in der Wohnung gewohnt, sondern sie lediglich zu dem Zwecke angemietet hatte, seiner getrennt lebenden Frau klar zu machen, dass er und die Tochter, die bei ihm bleiben wollte, nicht die Absicht hatten, länger als nötig mit ihr unter einem Dach zu leben) kam zehn Minuten später und zeigte mir die Wohnung, in die ich mich sofort verliebte. Ungeachtet der Tatsache, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt in einer – oft auswärtigen – Ausbildung befand und eigentlich gar nicht wusste, wie ich einen Umzug hätte bewerkstelligen sollen. Sie, die Vermieterin, bestand auf einem Besuch bei sich zu Hause, wo es vor Marmor und Teppichen nur strotze. Und sie benahm sich wie alter Adel, was sie auch irgendwie war und auch noch bleiben würde, solange sie auf den Beinen war. Ihre geistige Verwirrtheit verwirrte nur die anderen. Sie selbst zweifelte keine Minute an sich.

Natürlich war sie nicht wirklich adlig, sondern alter Elfenbeinadel. So ist das hier eben. Als ich herzog, gab es noch drei oder vier Läden mit Elfenbeinerzeugnissen, weil hier die Schnitzer ausgebildet werden. Wer da früher seine Hände im Spiel hatte, litt keinen Mangel, auch wenn Elfenbein schon seit geraumer Zeit nicht mehr gehandelt werden darf.

Unsere zweite Begegnung fand bei einer weiteren (nun offiziellen) Besichtigung statt, bei der sie streng und mit Blick auf meinen damals 15jährigen Sohn fragte: „Sie sind doch ruhige Mieter? Dies hier ist ein ruhiges Haus!“ Ich nickte eindringlich, weil ich diese Wohnung, mitten in der Stadt und doch ruhig, mit Parkett im Wohnzimmer und Balkonen in beide Richtungen unbedingt haben wollte.

Nun habe ich sie, seit allerhand Jahren schon, bin weiterhin froh, friere aber an den Füßen.

Wer auch hätte ahnen können, dass diese exklusive Lage dermaleinst für Geschäftsleute so wenig interessant sein könnte? Wer überhaupt hätte ahnen können, dass kleine Läden niemanden mehr hinter dem Ofen vor locken würden?

Im Nachbarhaus haben sie die einstigen Läden schon zu Wohnungen umgebaut. Schaufenster raus und normale Fenster rein. Die Wohnungen sind niedlich, auch wenn es manch Mieter (der Erste zog schon weg), unerfreulich finden mag, dass die Passanten sich auf Höhe seines Fußbodens bewegen und – trifft man keine Vorkehrungen – hereinschauen könnten. Weiter unten in den Läden sind jetzt eine Shisha-Bar und ein internationaler Club. Ich staune immer wieder, wieviel Nachtfreizeit manche Leute haben, wenn ich sehe, dass da unten erst nachts um zwei geschlossen wird und die Letzten um vier davonschlendern, als hätten sie die nächsten Stunden nichts Besonderes vor. Ich selbst ringe um diese Zeit mit mir und dem Wecker, der  wenige Stunden später klingelt.

Meine Kalten Füße? Sind hoffentlich bald keine mehr.

Morgen kommt der Teppichbelang. Ich habe noch nie einen Teppich verlegt. Aber das schaffe ich auch noch. Schließlich habe ich damals auch den Umzug während meiner Abschlussprüfungen geschafft.

 

Es ist so weit

Nur wenige Wochen ist es her, dass ich ganz entschieden widersprach, wenn jemand meinte, ich würde das brauchen.

Ich sagte stets, dass es noch zu früh sei, dass ich das schon schaffen würde. Und letztlich wäre es ja auch gut für mich.

Aber irgendwann in den letzten zwei Wochen begann ich mich zu interessieren. Angeblich nur des Spaßes wegen. Und ich staunte über die Vielfalt dessen, was es so gab: mit Kühlung, mit Sitz, zum Treppensteigen.

Natürlich, wie bei allem, wurden die Angebote mit zunehmendem Komfort immer teurer.

Ich entwickelte mich zur Fachfrau. Im Preis-Leistungs-Verhältnis. In der möglichen Ausstattung. Ich las Bewertungen ohne Ende, wog ab, welches Gewicht die Aussagen der stets eifrigen Schlecht-Bewerter haben mögen, relativierte die Rezensionen derer, die mir ein bisschen zu begeistert schienen. Es handelte sich schließlich nur um ein … Ding. Wenn Leute dann so tun, als wäre das, was sie da gekauft haben, ein Glücklichmacher, der alle Probleme zu lösen schien, darf man schon ein bisschen skeptisch sein.

Ich fragte mich, was ein „verifizierter Käufer“ sei. Und wer anders als ein Käufer eine Meinung zu diesem Ding haben könne. Ok, ok, man könnte das Ding auch geschenkt bekommen haben. Aber wäre die Meinung dann weniger wahr?

Schließlich bestellte ich dann eines, das mir gut zu sein schien. Weil ich einmal dabei war. Und weil es wirklich an der Zeit zu sein schien. Auch, weil ich auf dem Berg wohne, was manches doch um einiges schwerer macht.

Froh, endlich eine Entscheidung getroffen zu haben, auch wenn mein Stolz dabei ein paar Kratzer abgekriegt hatte, harrte ich der Lieferung. Stattdessen bekam ich zum avisierten Liefertermin eine Mitteilung, dass das Teil meiner Wahl nicht mehr zu haben sei. Zu beliebt oder vielleicht auch zu günstig.

Aber egal. Ich war nun an dem Punkt, an dem ich mich von dem Gedanken an dieses Ding nicht mehr verabschieden wollte.

Jetzt, beim zweiten Mal war die Wahl schneller getroffen. Allerdings wollte ich mich zunächst mit einer Einfach-Variante begnügen, um zu testen, wie sich so etwas im Alltag anfühlt. Für ein Drittel des vorherigen Preises.

Die Ankunft war dann noch einmal enttäuschend. Denn der dusslige DPD-Lieferant, dem ich extra eine Nachricht hinterlassen hatte, das Dingens bei Nachbarn abzugeben, konnte entweder nicht lesen oder hatte den Einwurfzettel schon parat. Nicht, dass das Ding schwer wäre, aber eben sperrig.

Also zog ich heute los, konnte zum Glück meinen Zeigefinger zum besseren Transport in ein durchgepultes Loch im riesigen Karton stecken und kriegte das Teil am Ende wirklich heim.

Grad eben habe ich ihn zusammen gesteckt, mit nur drei Klicks, einer Durchfädelung und einer Klettlasche.

Wie mein Einkaufstrolley im Praxistest funktioniert, wird sich weisen.