Warme Füße

Ich bin eine faule Sau.

Oder bin ich einfach nur zu alt für solche Aktionen?

Oder ist es (bitte lasst es DAS sein!) nur dieses strahlende Wetter, unüblich für die Jahreszeit, das einem eine Art Frühjahrsmüdigkeit beschert?

So oder so. Der Teppichbelag (eigentlich sind es diese Auslegteppichfliesen) ist seit Tagen da und meine erste Tat war, ihn ein bisschen außer Sicht zu räumen, in eine Ecke meines Flurs, wo er nun zwar nicht unsichtbar ist, aber nicht mehr sogleich ins Auge springt.

Da liegt er nun, warm und trocken (klingt wie meine einstige Berufswahl) und ist viel zu wenig lästig, als dass er mich zur Aktivität verleiten könnte.

Ich meine, Teppich auslegen klingt ja erst einmal ganz einfach. ABER … zuvor ist da das Ausräumen, das Putzen. Und nein, wir reden jetzt nicht vom regelmäßigen Putzen, sondern vom klinisch sauber Putzen. Denn das Zeugs wird jahrelang liegen (vielleicht bis an mein Ende?), Und wer wollte schon, dass beim Beräumen der Wohnung dermaleinst irgendwelche Unerfreulichkeiten zutage treten?

Der Gedanke an diesen Aufwand paralysiert mich, noch ehe ich etwas beginnen kann. Mir fallen tausend Sachen ein, die ich noch vorher machen könnte, sollte und überhaupt.

Und natürlich weiß ich, was Prokrastination ist (Wiki nennt das gar „pathologisch“! Himmel, wenn das stimmt, sind wir alle abnormal veranlagt, denn ich kenne niemanden, der nicht irgendwann prokrastiniert hätte, mindestens bei der Steuererklärung – mein persönlicher Favorit.)

Und dann findet man ja auch tausend Gründe, warum einerseits diese anderen Dinge so viel wichtiger sind (z.B. könnte der nun offene Ton austrocknen, wenn man nicht schnell etwas draus macht) und warum man genau diese eine Sache gerade eben nicht machen kann (vorhin taten mir die Knie noch so weh; gar nicht dran zu denken, eben jetzt auf dem Boden rumzukriechen).

Meine Parfümeuse (keine Ahnung, was sie sich dabei dachte; eigentlich mögen wir uns) schenkte mir als Glücksschweine zum Jahreswechsel zwei grauenhaft hässliche (schwarze) Keramikschweine mit Federgepuschel und goldenen Stoßzähnen. Die Viecher sind nicht nur hässlich, sondern machen mir Angst. Ihr einziges Glück ist, dass sie im Regal, wo ich sie erst einmal parkte, der Schwärze wegen gar nicht auffallen. Ich weiß nicht, wohin ich sie andernfalls getan hätte.

Seit ich mit dieser Teppichsache kämpfe, kommen mir diese Schweine vor wie dieser innere Schweinehund, den es zu überwinden gilt. Ich schätze, würde ich erst einmal anfangen damit, käme ich schon irgendwie voran. So ist es ja immer.

Ich weiß sogar, dass ich hernach, wenn etwas (vielleicht nicht gleich alles) fertig ist, so eine Art Glück empfinden werde. Was aber (nicht, dass ich angesichts derartiger Erfahrungen schon jemals meine Steuererklärung früher als auf den letzten Drücker gemacht hätte) an meiner insgesamt schwierigen Motivation nichts ändert.

Und eigentlich ist es ja gerade gar nicht so kalt, dass mich die nackten Fußböden so sonderlich stören würden.

 

7 Gedanken zu “Warme Füße

  1. Prokrastination pathologisch? Dann sollte es Pillen dagegen geben, denn das steckt doch hinter der Masche, allgemeine Verhaltensweisen als Krankheiten zu bezeichnen. Du hast schon Teppichfliesen besorgt, mir scheint das normal zu sein, dass du dich erst mit ihnen anfreunden musst.

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