in meiner umgebung wird gemault.
alles sei so schlimm. wegen corona und ausgangssperre und so.
was ich mit verwunderung zur kenntnis nehme.
ich suche nach erklärungen. und finde das: es liegt wohl daran, wie die menschen so gestrickt sind.
also ich, die ich seit nunmehr neun monaten im homeoffice bin, leide nicht. ich habe kontakt (mehrheitlich telefonisch), so viel ich will.
oft bin ich mir nicht sicher, ob jene, denen ich gerade eben eine kassette ins ohr geschoben habe, nur geduldig waren oder froh darüber, auch mal ein sinnentleertes oder wenigstens nicht sonderlich zielführendes gespräch zu führen. dass neulich eine kollegin unverblümt auf meine entschuldigung ob der dauer des gesprächs sagte, sie verstehe das, weil ich ja den ganzen tag niemanden sähe … kränkte mich schon ein wenig. aber, naja, in wahrheit mögen wir uns und sie hat ja recht. was ihr auch erlaubt, ehrlich zu mir zu sein. irgendwer fremdes dürfte das nicht sagen (und täte das wohl auch nicht).
letztlich aber komme ich zu dem resultat, dass es daran liegt, ob wir intro- oder extrovertiert sind. denn natürlich führe ich diese telefonate ja nicht ständig. es gehen tage dahin, an denen ich wirklich nur dienstlich telefoniert habe, und nichts tut mir deswegen weh.
stattdessen erinnere ich mich an minutenlange rauchpausen auf dem balkon, in denen ich einfach so in den himmel sah und mich fragte, ob es die wolken sind, die (gänzlich ohne wind) „ziehen“ oder ob das die erdumdrehung ist, die den anschein sich bewegender wolken weckt .
denkt überhaupt jemand darüber nach, wie schnell sich die erde dreht? und wie schnell sich die erde um die sonne bewegt und die sonne um wasweißichwas?
wenn ich nachts nicht schlafen kann, vermeide ich den fehler, mich ewig im bett hin und her zu wälzen und flüchte vor jeglichem gedankenkarussel. denn in wahrheit geht es mir gut. kein grund für irgendwelche blödsinnigen gedanken.
ich stehe auf und schalte den fernseher ein. irgend ein sender bringt meist etwas über das weltall, die entstehung der erde, vielleicht schwarze löcher, vielleicht außerirdisches leben.
erstaunlich, dass sie nach wie vor der meinung sind, es müsse unendlich viele andere welten mit intelligentem leben geben. was ich nicht glaube.
es braucht:
- einen planeten in der habitablen zone
- der nicht zu groß ist (wegen der zu großen gravitation)
- der einen mond hat, der ihn bremst (wussten sie, dass der mond den tag auf das vierfache verlängert hat?)
- der einen sich drehenden metallischen kern hat (damit es eine magnetosphäre gibt, die die atmosphäre vor sonnenwinden und damit dem schwund schützt)
- womöglich einen merkur , aus dem (vielleicht) der mond entstand (denn der merkur ist, abgesehen von einer winzigen steinschicht, ein metallplanet, was eigentlich nicht sein kann)
- viel wasser (ohne das es eher kein leben gibt)
- einen jupiter, der seit jeher asteroiden und kometen „abfängt“, indem er sie entweder anzieht oder aus dem sonnensystem heraus schleudert
und wahrscheinlich sind da noch allerhand mehr besonderheiten (ach, ja, im zentrum der milchstraße ist so viel los, dass die stabilität, die es braucht, um leben zu ermöglichen, nur am rande vorhanden ist), von denen ich nichts weiß.
so viele gedanken über große dinge. sehr große dinge.
wie beruhigend ist es da zu wissen, dass diese nacht, die so beunruhigend anfing, auch vorbei geht. ohne große vorkommnisse. weltzerstörende asteroiden stürzen nur alle paar millionen jahre auf die erde herab. und die sonne verglüht erst in fünf milliarden jahren.wer weiß, was bis dahin mit der menschheit ist?
alles nicht so schlimm und alles nicht so ernst.
wenn die heizung nicht funktioniert, nehme ich die kuscheldecke. und wenn ich nicht groß raus kann, bleibe ich ganz groß drinnen, wo ich ja alles habe. und wo es schön ist.