Die Welt besteht aus Schubladen. Die machen es einfacher, sich auszukennen.
Und die Welt besteht aus Algorithmen, die Daten sammeln, damit sie mehr und mehr Informationen über mich bekommen.
Und mich somit zu kennen glauben.
Wenn also mein Sohn und ich im Netz den gleichen Suchbegriff eingeben, finden wir durchaus nicht das Gleiche, weil die Ergebnisse nach dem zusammen gestellt werden, was die jeweiligen Plattformen an Informationen über meinen Sohn und mich zusammen gestellt haben und über uns zu wissen glauben.
Ich bin mir dieser Tatsache durchaus bewusst, weshalb ich gelegentlich auf einschlägigen Verkaufs- und Suchplattformen völlig unsinnige Suchbegriffe eingebe, um die Maschine zu verwirren.
Tatsächlich wurden mir nach der Suche von Angelschnur (die für allerhand andere Zwecke auch nutzbar ist) schon ein ganzes Arsenal an Anglerzubehör empfohlen (erstaunlich, was das Zeugs kostet!) und bei der Suche nach der (natürlich schädlichen!) Wirkung von Cannabis erhielt ich sowohl hilfreiche Handreichungen für den Eigenanbau, als auch Adressen von holländischen Online-Händlern, die (natürlich ganz diskret) mir das entsprechende Saatgut zur Verfügung stellen. (Was die bloß von mir denken?)
Soweit so amüsant. Gerade heutzutage, wo wir so viel Ausgang dann auch nicht haben, ist es ja durchaus hilfreich, wenn wir im Netz sowohl Informationen, als auch Spaß bekommen. Schließlich möchte man nicht immer nur Katzenvideos sehen.
Verärgert aber bin ich darüber, dass der Algorithmus meines Hörbuchverlages so wenig lernfähig ist.
Genau genommen würde ich ihn einfach als dumm bezeichnen. Denn wie anders soll man es auffassen, wenn diese blöde Kiste mir auf meiner Startseite (und immerhin habe ich jeden Monat ein neues Guthaben zu vergeben) immer nur auf die Autoren Bezug nimmt, die ich irgendwann schon mal bestellt habe? Wie einfallslos ist das denn? (Also gut, nicht ganz so einfallslos wie dunnemals die Schwiegermutter, die den Kindern kratzende selbstgestrickte Pullover schenkte, die die armer Dinger immer dann anziehen mussten, wenn die Oma mal zu Besuch kam.)
Dabei würde ich mich gern mal überraschen lassen, vielleicht mal irgend etwas ganz, ganz anderes lesen resp. hören. Ich wäre vielleicht begeistert und total inspiriert. Vielleicht würden sich für mich vollkommen neue Welten eröffnen?
Neulich in einer A***zon-Frage teilte ein Kunde mit, dass er dieses Produkt erhalten habe, obwohl er es gar nicht bestellte. Natürlich ist das keine Frage. Eher so ein Ausdruck von Ratlosigkeit, auf den man nicht wirklich antworten kann. Dennoch erhielt der Fragesteller eine Antwort, die da lautete, er habe vielleicht das Peter-Problem, was ein Witz für Eingeweihte ist und eines von den Büchern betrifft, die ich auch schon bestellte.
https://diezukunft.de/review/buch/haben-wir-nicht-alle-peters-problem
Auch Peter erhielt ein Produkt, das er nicht bestellt hatte, weil in seiner Welt der Handel eben so läuft. Immer beobachtet, erhältst du ohne jegliche Bestellmodalitäten mittels Drohne das geliefert, was der Algorithmus glaubt, das du gerade haben willst oder brauchst.
Ich schätze, da müssen unsere heutigen Algorithmen noch einiges lernen. Aber bei diesem einen Mal war Peter dann auch nicht zufrieden. Im Gegenteil.