Neuerdings bekomme ich die Menge Mails, in denen ich mit „Jack“ angeredet werde. So heiße ich nicht, ist klar. Aber ich betrachte diese Mails als vollen Erfolg.
Denn sie zeigen, dass Jack, der vielleicht Rachid oder Mustapha heißt, ein wenig verzweifelt ist.
Anfangs, ich gebe es zu, bin ich ähnlich blöd gewesen wie Rachid oder Mustapha, der mein Netflix-Konto geknackt hatte. Ich meinte, eine Passwort-Änderung würde reichen. Mit meiner Mail-Adresse hatte er zwar die Tür zu meinem Konto halb durchschritten. Aber so ein Kennwort, dachte ich, kriegt man ja nicht so ohne weiteres heraus. Vielleicht jemand, der mich kennt und weiß, wie ich ticke. Aber nein. Inzwischen erfuhr ich, dass man Handys zusammenschalten und ein Programm für sich arbeiten lassen kann, welches innerhalb von längstens 48 Stunden (meistens schneller) das Kennwort rauskriegt.
Und ja, zu Beginn der Woche, als ich nur das Kennwort geändert hatte, wusste Rachid oder … meine Mail-Adresse immer noch. Nachdem mein Konto wieder … hatte ich, was ich auf anderen Plattformen inzwischen längst getan hatte, meine neu erworbene Mail-Adresse über die Hotline dort einsetzen lassen.
Ich erzählte meiner Tochter davon und was ich im Zuge dessen herausbekommen hatte: Jack, äh … Hassan oder wer hatte nicht nur mein Netflix-Konto besetzt, sondern auch 4 Freunde mit hinein genommen, Freunde aus drei verschiedenen marokkanischen Provinzen, und seine Telefon-Nummer zur Wiederherstellung genutzt, die er gegen meine austauschte.
Meine Tochter bewunderte mich ob meiner Fähigkeiten, was mir ja wirklich gefällt. Sie selbst, meint sie, hat nicht so viel Ahnung von Computern. Ja, ne, ich auch nicht. Aber als mich die Dame an der Service-Hotline dazu ermutigte, mir mein Profil anzusehen und zu prüfen, stellte ich so dies und das fest. Und wenn frau einmal angefangen hat, Nachforschungen anzustellen, kann sie manches herausfinden. Das Ganze nennt sich lernen durch Schmerz.
Zum Beispiel, dass Achmed oder so zwar clever genug ist, mit geklauten Mails etc. irgendwo virtuell einzubrechen, nicht aber einzusehen, wann er verloren hat. Dass ich seither Phising-Mails die Menge kriege, versteht sich von selbst. Aber – sollte ich wirklich einmal diesen Fehler begangen haben – nicht noch mal. Immerhin freut es mich diebisch, dass diese „Bonjour Jack“-Mails alle an meine alte Mailadressen gehen. Das heißt, Jack hat noch nicht verstanden.
Nicht einmal, dass er auf seine – vergeblichen – Anmelde- und Wiederherstellungsversuche neuerdings Nachrichten mit sich tot lachenden Smileys auf sein Handy kriegt. Und, nein, da mein Handy grundsätzlich auf „anonym“ gestellt ist, streue ich damit keine neue Datenspur.
Oder doch?
Viel Freude im unendlichen galaktischen Netz. tom
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ich habe die nicht ganz unberechtigte hoffnung, dass nach allen möglichen kennwort- und anderen wechseln das problem jetzt weitestgehend behoben ist. die tatsache, dass mustapha immer und immer wieder versucht, in mein netflix reinzukommen, beweist lediglich, dass er doch kein so wirklich heller hacker ist oder wenigstens mich für dümmer als sich hält. in wahrheit habe ich in dieser woche viel gelernt.
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