… da tuts noch weh. Da gabs mal so ein blödes Lied aus Mutters Urzeiten.
Da hab ich mir erst Jahrzehnte später Gedanken drüber gemacht und war erstaunt, dass solche Schweinigeleien zu Mutters Zeiten (nächstes Jahr wäre sie Hundert geworden) schon möglich zu singen waren. Aber man unterschätze die Altvorderen nicht.
Und sowieso hat das nichts mit dem zu tun, was mir gerade durch den Kopf geht. Fiel mir bloß zum Thema ein.
Beim ersten Mal, wollte ich sagen, kapiert man ja oft so vieles nicht. Man (frau auch) muss sich oft Zeit nehmen, die Dinge zu verstehe und zu verinnerlichen.
So ging es mir (und natürlich nicht zum ersten Mal) gerade eben. Weil dieser Achmed, Mohammad oder wie auch immer mir mein Netflix-Profil ja zerschossen hatte und ich noch einmal von vorn anfangen musste. Entweder ist Netflix nicht blöd oder aber ich bin ziemlich einfach gestrickt, denn nach den ersten ausgesuchten Sachen bot mir Netflix andere an, die ich (das wusste N. wegen des verlorenen Profils ja nicht) schon einmal gesehen hatte und die mir wirklich gefielen. Wobei das Eine ja das Andere nicht ausschließt resp. das Eine das Andere bedingt, weil … hätte mir das Krams nicht gefallen, hätte ich es ja nicht angesehen.
So oder so kam mir dabei wieder „Sense8“ in die Finger, das ich nicht nur überhaupt, sondern gut in Erinnerung hatte. Und mir gerne noch einmal ansah. Nicht zuletzt, weil die Macher jene gewesen waren, die dermaleinst für MATRIX verantwortlich waren.
Wir vergessen schnell, dass Filmemacher auch ein eigenes, zuweilen nicht unkompliziertes, Leben haben. Und nehmen sie nur wahr als die Schöpfer von irgendetwas, das uns beeindruckte oder eben nicht.
Die Wachowskis, einstmals Brüder, sind inzwischen Schwestern, weil sie beide ihre weibliche Seite entdeckt und in die Welt gebracht haben. Mit Jahren zeitlichem Abstand. Lana (* 1965) trat damit forscher auf und keiner, der sie heute sieht, wird einen Gedanken daran verschwenden, dass sie etwas Anderes als eine Frau sein könnte. Lilly (*1967) muss noch ein wenig üben und an ihrer Geschlechteranpassung arbeiten. Aber – wer weiß? – vielleicht wird sie dermaleinst genauso auferstehen wie ihre Schwester. Es ist ein Prozess.
Was das mit „Sense8“ zu tun hat?
„Sense8“ ist eine mystische, scifi-mäßige und auch visionäre Geschichte über das, was Menschen einmal sein können. Wenn sie Verbindungen zueinander haben, die über das heute bekannte Maß hinaus gehen.
Welche Stärken sie dabei entwickeln können, aber auch welche Schwächen ihnen das womöglich beschert.
„Sense8“ ist damit auch und ganz besonders eine Serien über die Liebe. Liebe in all ihren Variationen. Hetero, schwul, lesbisch, polyamorös. Und auch darüber, welche Folgen Abweichungen vom heterosexuellen „Normalmaß“ im Alltag und für die berufliche Karriere haben können.
Beim ersten Anschauen war mir das gar nicht aufgefallen, gebe ich zu.
Da hatte ich nur die spannende Story verfolgt und die z.T. sehr offenherzigen Liebesszenen als Teil der sehr spannenden Handlung aufgenommen.
Nicht einmal den Umstand, dass Netflix das Projekt mit Gewalt ausbremste, erkannte ich als das, was es war: Ein Zugeständnis an prüde, nicht-heterosexuell abgeneigten Zusehern, die sich wohl „verletzt“ gefühlt haben mochten.
Die Wachowskis haben eine Fangemeinde, die den Abbruch der Serie hochgradig bedauerten, so dass jene in einem Finalfilm ihre Geschichte zu Ende bringen konnten.
Inzwischen sind sie nicht zerstritten, aber auf verschiedenen Wegen. Lana, in sich gefestigter, denkt über MATRIX4 nach. Lilly arbeitet noch ihre Metamorphose auf. Das Studio, in dem sie ihre großen Filme machten, wird/ wurde inzwischen für den Peanuts-Preis von 5 Millionen Dollar angeboten. (Keine Ahnung, ob es verkauft wurde und an wen.)
Die Darsteller im Projekt „Sense8“ schwärmen, obwohl im Jahr 5-6 danach, vermutlich noch immer davon. Die ganze Crew flog damals an die jeweiligen Drehorte in der ganzen Welt. Es war wie wie die Weltreise einer riesigen Familie. Und man merkte ihnen an, dass das eine enorme Verbindung zwischen ihnen schuf.
Ich aber frage mich, ob diese OUTINGS welcher Art auch immer tatsächlich imstande sein können, Karrieren von hochgradig begabten Menschen welchen Geschlechts, welcher Sexualität etc. auch immer zu blockieren, auszubremsen und zu beenden.