EWF

Wir waren jung, wir waren eher nicht reich und neu im Westen.

Aber wir wussten, was wir wollten.

GöGa hatte irgendwas am Knie. Der Arzt sog ihm regelmäßig Zeuges mit einer Spritze heraus. Und legte ihm schließlich einen Halbgips an.

Was uns nicht hinderte, nach Stuttgart zu fahren. Mit dem Zug. Wir mochten schwarze Musik und besonders EWF. Die traten an diesem Abend mit auf.

Ich erinnere mich, wie ich während des Bügelns für unsere Vierkopffamilie ( noch im Osten) die irgendwie nicht ganz legal an uns überstellte Kassettenaufnahme von Earth, Wind & Fire hörte. Ständig. Also mindestens so oft, wie ich bügelte. Das war eine Sache, die sich irgendwie in einer anderen Welt abspielte. Schwarze Menschen mit diesem ganz eigenen musikalischen Swing hatten nichts mit uns zu tun. Sie lebten in unserer Sehnsuchtswelt. Wir aber würden da nie hinkommen.

Und plötzlich waren wir doch da. Und wir sahen die Einen und Anderen. Aber dann kamen sie. Durch einen Streifenvorhang auf der Bühne kamen sie mit Bademänteln, die sie schnell abwarfen. Und das Publikum direkt vor der Bühne jubelte. wie sich da so gehört. Göga und ich aber saßen irgendwo da oben und sahen und das aus der Ferne an. Und mir, ohne dass ich dessen erst gewahr wurde, liefen die Tränen.

NIE hatte ich gedacht, DAS wirklich und echt zu erleben.

Wie es der Zufall so wollte, waren EWF im Jahr meines 50. Geburtstages wieder da. Nicht so GöGa; der war inzwischen weg. Was aber nichts an meiner Begeisterung änderte.

Der Swing, dachte ich, ist immer noch da. Mit oder ohne Göga.

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