Planeten

Der Astronom erklärt, dass Planeten letztlich aus der Zusammenballung von Staubkörnern entstehen. Das Ganze, sagt er, wird dann immer größer und hat irgendwann die Konsistenz der Staubflocken unter meinem Sofa.

Ich schaue nach unten, also unters Sofa.

Zu anderen Zeiten würde ich mich schämen.

Jetzt aber beschließe ich, der neuen Zivilisation da unter meinem Sofa eine Chance zu geben.

Ansichten

Neuerdings reden die Leute. Und zwar ganz anders als früher, wo sie sich wenig interessierten. Sie wittern Verschwörungen, Betrug und Bespitzelung. Sie reden von Chips, die man ihnen mittels Impfung einpflanzen will, und von allen möglichen Folgeschäden, die keiner zu erahnen vermag.

Und, ja, gestern, als ich wieder einmal (was ich neuerdings selten tue) öffentlich-rechtliches Fernsehen sah, kam ich mir schon auch vor wie damals in der DDR. Und ich weiß, wovon ich rede. Ich WAR da.

Andererseits: Kritisch zu denken bedeutet, vernünftig zu denken. Vielleicht, sage ich mir, ist diese sehr einseitig ausgerichtete Denkweise lediglich ein Kontrapunkt zu allem, was unsinniger Weise in die Welt gesetzt wurde, um Unsichere noch mehr zu verunsichern?

Wir wissen es nicht, auch wenn sich neuerdings jede Menge Menschen, die ganz andere Berufe gelernt und studiert haben, als totale Fachleute ausweisen. Ich selbst, gestehe ich, habe nicht die geringste Ahnung von Virologie. Was mich nicht betrübt. Denn ich verlange auch nicht, dass andere mir erklären können, was im Paragraf Dingsbums des Gesetzes Bumsdings steht und bedeutet, das wiederum ich ihnen erklären könnte.

Jeder hat seinen Job und solche, die plötzlich vom Rohrverleger zum Virologen sich entwickelt zu haben scheinen, sind entweder Genies oder aber einfach nur Hochstapler oder Polemiker, die ganz andere Ziele verfolgen als den Schutz ihrer Mitmenschen.

Meine junge Kollegin, die (kein Impfgegner, aber zweifelnd) heute (wider alle vernünftigen früheren Erwägungen) sich fragte, warum so viele Nichtfachleute politische Ämter bekleiden, die nichts oder eben nicht DAS gelernt haben, war letztlich kritischer als ihre Vorfahren, denn Politiker in bestimmten Ressorts waren noch nie Fachleuten in eben diesem Ressort. Dafür haben sie ihren Beraterstab. Immer schon gehabt. Die Frage ist also nicht, warum es so ist, wie es immer schon war, sondern, warum plötzlich hinterfragt wird, was immer schon so war.

Meine Kollegin, der ich ca. eine Generation voraus bin, und die den Vorzug hat, von mir (und hoffentlich auch ich von ihr) gemocht zu werden, schwieg auf diese meine Fragestellung mehr als nur einen Moment. Und das, obwohl sie nicht auf den Mund gefallen ist.

Die Frage ist also nicht, WAS macht dieses Corona mit uns , sondern warum lassen wir uns so schnell in die Irre führen.

Heute, bei meiner Zigarettenhändlerin (ihr Kritiker schweigt fein still!) kam es drauf, dass ich erzählte, wie mein Schwager seiner Mutter (ihres Zeichens Marktfrau) mehrmals in der Woche den Wagen mit dem Gemüse über mehrere Kilometer händisch in die Stadt schob. Vor der Schule und danach. Die Verkäuferin meinte, vielleicht sei es demnächst schon wieder so weit. Und ich erwiderte, dass die heutige Jugend derlei nicht mehr auf die Reihe bekäme.

Ich wage zu behaupten, dass – egal, ob jugendlich oder nicht – viele Heutige nicht mehr bereit oder in der Lage sind, Konsequenzen ihres Handelns für sich und andere zu überschauen und auszuhalten. Es scheint in Mode gekommen, immerfort zu jammern. Und auch der Schrei nach Freiheit, vollkommen unreflektiert, belegt, dass Menschen weder nachdenken, noch bereit sind, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.

Ist das jetzt böse oder übereinstimmend mit den Psychologen, die da behaupten, dass wir unseren Kindern (bei mir eher: Kindeskindern) keinen Gefallen tun, wenn wir sie überbehüten? Die Lasten nämlich, die wir ihnen abnehmen, wird ihnen im wahren, echten Erwachsenenleben keiner abnehmen.

Aber das nur am Rande.

Serien sind sch…lecht. Oder doch nicht?

Ok. früher waren wir mehr draußen. Ob wir dabei mehr vom Leben und der Welt erfahren haben, sei dahin gestellt, denn „draußen“ bedeutete oft lediglich ein Umfeld von 5-10 km. Der Schrittzähler findet das, so es denn zu Fuß gegangen wurde, zwar prima, aber unseren Weitblick hat das nur selten geschärft.

Reisen, ja gut, sind auch etwas Schönes, aber sie waren letzthin nur bedingt möglich und eröffnen uns auch nur den Touristenhorizont.

Also doch Geschichten, genau wie früher, die wer erzählt, der es erlebt hat. Also mehr erlebt hat als so ein Tourie in zehn Tagen bis 3 Wochen. Da sieht man ja nicht wirklich was. Schon gar nichts, was früher war.

Also Serien.

Die find ich gut. Weil die meisten, neuerdings, so eine Art verlängerter Film sind.

Denn: Haben Sie sich bei verfilmter Literatur nicht auch schon manchmal fürchterlich geärgert, dass da so viel weg gelassen und auf schlimme Weise verkürzt wurde, weil es in eineinhalb oder zwei, bestenfalls drei Stunden Film passen musste?

Serien haben diesen schlimmen Umstand geändert. Plötzlich haben die Filmschaffenden den Raum, ihre Geschichten ganz zu erzählen. Geschichten, die uns lehren, wie es früher war, denn auch Geschichtsunterricht ist komprimierte Erkenntnis.

Wenn ich heute „The Durrells“ sehe, erfahre ich, wie es in Europa war und wie sich jenseits Deutschlands der Faschismus entwickelte. (Die Familie zog 1935 nach Korfu um.)

Wenn ich „The Book of Negroes“ sehe, weiß ich, dass der Bürgerkrieg lediglich ein Anfang war.

Als ich früher Bücher las, war der Effekt ein ähnlicher. Ich erfuhr Dinge, die ich bis dahin nicht gewusst hatte. Und mich dürstete nach Wissen darüber, was früher geschehen ist. Und zwar nicht in der Weise, dass ich Geschichtszahlen auswendig lernen wollte. Sondern ich wollte erfahren, wie die Menschen gelebt, was sie er-lebt und dabei empfunden hatten.

Selbst wenn die heutigen Geschichten oft nur jene sind, die eben aus heutiger Sicht für gut und richtig befunden und andere eben nicht erzählt werden, so ist das immer noch mehr als gar keine wirklichen Geschichten zu haben.

Wir wissen so wenig. Und wenn am Ende unser Leben gut war, so trachteten wir danach, so viel als möglich zu erfahren.