Neulich las ich auf einer dieser Nachrichtenseiten die Meinungsäußerung einer was-auch-immer-Expertin, die es – mit meinen Worten – blöd fand, dass und wie sich die heutige Generation (natürlich ist es nicht nur eine, aber eben eine Zeiterscheinung) als Umweltschützer geriert, indem sie neue Dinge kauft: Zahnbürsten aus eben-nicht-Plastik, Klamotten aus …Umweltschutz, energiesparende Geräte.
Ihnen allen ist eigen, dass sie, um ihre hehren Umweltideen umzusetzen, etwas Altes wegwerfen, um etwas Neues zu kaufen. Und sie scheinen nicht einen Moment lang darüber nachzudenken, dass sie mit eben diesem Handeln zum Einen dem Kapitalismus in die Hände spielen, der davon lebt, Bedürfnisse zu produzieren, die wir früher nicht hatten, zum Anderen die Müllberge noch ein Stück weiter erhöhen und damit der Umwelt schaden.
Keineiner von ihnen denkt darüber nach oder rechnet einmal durch, WIE der Umwelt mehr geschadet ist: Indem ich das alte Gerät behalte und geringfügig mehr Energie verbrauche oder aber indem ich das alte Gerät wegwerfe und den Energie- und Materialverbrauch für die Herstellung eines neuen Gerätes billigend in Kauf nehme, um künftig geringfügig energieeffizienter zu hantieren.
Das sind Dinge, über die man schon einmal nachdenken kann.
Wenn man sichs leisten kann. Jene, die nicht, also: es sich leisten können, haben wohl keine solchen Wohlstandsprobleme. Bei denen laufen Waschmaschinen, Kühlschränke, Fernseher etc. so lange bis es eben nicht mehr geht. Denn das Thema fängt ja erst bei der Bambuszahnbürste an, geht aber sehr viel weiter. Herr Musk z.B. wird sich freuen über jegliches Umweltbewusstsein, das da im Kauf eines e-Autos gipfelt, jedoch nicht danach fragt, ob die seltenen Erden, die u.a. dafür gebraucht werden, von Kindern geschürft oder die Menschen in Meck-Pom ihres ohnedies spärlichen Grundwassers beraubt werden.
Ich erinnere mich an meine Beschäftigung dermaleinst im Osten, wo wir ja bekanntermaßen nichts hatten. Ich arbeitete im Versorgungskontor für Papier und Bürobedarf. Da sich kein Mensch mehr daran erinnert, dass es so etwas gab, kann ich das getrost sagen. Wir handelten mit Papier und seeehr viel anderem. Wir hatten mit Druckern (das waren damals noch Menschen) und Buchbindern zu tun ebenso wie mit Toilettenpapier, das damals (man höre und staune) gelegentlich Mangelware war. Das ostdeutsche Toilettenpapier war insgesamt nicht schön, so dass Mangelerscheinungen eher etwas Positives hatten, denn wenn es mangelte, importierten wir und bekamen statt des grauen, nicht weichen, das weiße, kuschlige.
Vieles, und damit kommen wir zum Titel (obwohl das damalige Sortiment dadurch keineswegs abgedeckt ist) hatte mit Zellstoff zu tun. Aus dem bekanntermaßen Papier hergestellt wird. Die ostdeutschen Wälder waren begrenzt. So dass es die o.g. Steuer gab. Die weniger monetären, als eben Steuerungscharakter hatte. Alles mit Zellstoff wurde hochgradig im Auge behalten, denn wenn das eigene Aufkommen nicht ausreichte, mussten wir importieren, was Devisen kostete, von denen der Osten bekanntermaßen nicht viel hatte. (Was wir hatten, resultierte aus Geschäften, die ich mal als „nicht auf Augenhöhe“ bezeichnen würde. Nur so als Beispiel: Die gleichen Strumpfhosen, für die die ostdeutsche Frau 14 Ostmark bezahlen musste, kostete im ALDI 99 Pfennige.)
Kurzum: Wir mussten sparen und haushalten auf allen Strecken, wenngleich ich auch heute noch entschieden widerspreche, wenn irgendwer behauptet, wir hätten gehungert. DAS stimmt nicht, denn Grundernährung war staatlich subventioniert. Keiner, der sich kein Brot vom Bäcker (1,24 OM für 4 Pfund und 0,05 OM für ein Brötchen) hätte leisten können. Ebenso die Mieten, die (nach meiner Erfahrung im Westen) ein Zehntel des hiesigen Preises gekostet haben (Währungsgefälle außer Betracht gelassen). Subventioniert wurden auch: Kinderkleidung, Kultur (Bücher, Eintritte auf Veranstaltungen, in Museen) undundund. Vielleicht wurde ein wenig zu viel subventioniert. Aber gut. Immerhin hatten wir so eine Ahnung, dass es beim Schwein nur zwei Lenden gibt, und nicht jeder allzeit eine solche sich leisten kann.
Warum ich all das schreibe?
Es gibt heute Menschen, die in einem Krieg, der nicht der unsere ist, uns aber irgendwie mehr betrifft als gedacht/ gewünscht, eine Stellung beziehen, die ich erstaunlich, befremdlich oder was auch immer, jedenfalls nicht gut, finde.
Sie haben Angst um unseren Wohlstand, der durch eben diesen Krieg (der offenbart, wie sehr wir nicht mehr in der Lage sind, uns selbst zu versorgen) bedroht ist. Der obendrein offenbart, dass und wie sehr unser Wohlstand daraus resultiert, dass unsere Versorgung durch Länder abgedeckt ist, deren Lohn- und Währungsgefälle uns zugute kommt (man erinnere sich an die Strumpfhosen).
Manchmal, denke ich, sollten wir von unserem hohen Ross herunter kommen.
Und vielleicht, fürchte ich, werden wir wider besseres Wollen, durch die derzeitige Situation lernen (müssen), uns zu bescheiden.
Ich als Ostdeutsche sehe da kein Problem; ich kenne das.