Im letzten Blog schrieb ich von meinem Weg bei der Erkundung der Religionen. Nur, weil wir Mitteleuropäer traditionell Christen sind (was ich zu Beginn dieses Weges nicht war), bedeutet das nicht, dass wir nicht auch für andere Wege offen sind.
Und weil es mir als Nicht-Christin schwer fiel, an irgendeinen personifizierten Gott zu glauben, ich überdies bereits damals (heute redet ja jeder davon) eine tiefe Verantwortung für meine Mitgeschöpfe empfand, breitete sich der Buddhismus vor mir als praktisch einzig gangbarer Weg aus. Auch und gerade, weil das Beherrschen der eigenen „Leiden“ im Grunde einziges Ziel im Leben sein kann.
Wer sich nicht dessen bewusst ist, dass das Leben in allerlei Variationen Enttäuschungen und Schmerz für uns bereit hält, die es zu händeln gilt, hat das Leben nicht verstanden.
Soweit die Theorie.
Die Praxis sieht natürlich anders aus. Das merkte ich, als ich gestern mein Mail-Postfach öffnete und eine kryptische Botschaft meines Fernsehanbieters V…a.fon vorfand, der eine andere voran gegangen war, aus der ersichtlich wurde, dass dieser seine vermeintliche Forderung an mich an seinen hauseigenen Inkasso-Dienst abgegeben und noch einmal ordentlich Gebühren drauf geschlagen hatte.
Ich hatte wirklich angenommen, die leidvolle Geschichte unserer Trennung ließe sich mit Anstand regeln. Der Dauerauftrag war bis zum Schluss gelaufen, das „Leih“-Gerät hatte ich zurück gesandt.
Aber nein, da flatterte nun noch einmal eine Rechnung von 100 Euro ins Haus.
Ich spürte, nachdem ich verstanden hatte, wie mein Blutdruck ins Unendliche schoss. Was insgesamt, jedoch am Abend noch weniger, nicht gesund ist. Aber ich hatte mich an die buddhistische Gelassenheit erinnert.
Ich lief ein paar Mal durch die Wohnung, betrachtete mir den immer klarer werdenden Himmel, genoss die kühle Luft nach all den heißen Tagen. Ich begann mich wieder gut zu fühlen und arbeitete an meiner Gelassenheit.
In meinem Kopf breitet sich der Gedanke aus, dass 100 Euro ein vergleichsweise geringer Preis ist, wenn ich damit diesen unerfreulichen Vertragspartner nun endlich los würde. Im Geist füllte ich die Überweisung aus und spielte mit dem Gedanken, eine kurze Nachricht zu schreiben, dass meine Zahlung nicht gleichbedeutend mit einem Forderungsanerkenntnis ist.
Ich habe gut geschlafen und pflegte die ersten paar Stunden des heutigen Tages weiterhin den beruhigenden Gedanken, dass mit der Zahlung des Betrages alles vorbei sei und ich mit frischem Kopf in die von V…n getrennte Zukunft blicken könnte.
Nur zur Sicherheit (Ich verhehle nicht, dass der kleine Bürokrat, der mit der Berentung nicht aus meinem Kopf verschwunden ist, dies von mir forderte.) sah ich im Netz noch einmal nach, um festzustellen, dass eine Zahlung einem Schuldanerkenntnis gleich kommt. Wozu ich nicht bereit war. Dass Leben Leiden ist, bedeutet nicht, dass ich mich bis in alle Ewigkeit mit irgendwelchen geldgierigen Betrügerunternehmen herumschlagen will und werde.
Ihr Mistkerle, Drecksäcke, euch werde ich es zeigen!
In Gleichmut übe ich mich ab nächster Woche.