Der Krähenbaum

Von meinem Küchenbalkon aus kann ich seine Spitze sehen. Ein toter Baum zwischen zwei bewohnten Grundstücken, sozusagen auf einem Stück Niemandsland. Was der Grund sein mag, dass noch niemand ihn gefällt hat.

Er ist nicht wirklich tot, sondern bewohnt von einer Schar aus hunderten Krähen. Die fliegen ihn jeden Abend mit lauten Gekreische zur Nachtruhe an. Und am Morgen fliegen sie wieder auf.

Die Krähen sind wie eine Jahreszeitenuhr. Vor ein paar Wochen noch kamen sie schon nachmittags um Vier, jetzt wird es schon halb Sechs. Und auch morgens merkt man den Unterschied: aus um Acht wurde halb Acht.

Ich denke mir, wenn ich nicht sehen, sondern nur hören könnte, wüsste ich dank dieser Krähen doch um den Lauf der Tage und Jahreszeiten. Den Gedanken finde ich tröstlich.

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