Träume

Wir Nachkriegsgeborenen empfanden kein wirkliches Leid. Wir sahen, wie die Dinge sich aufwärts entwickelten, was eine gute Erfahrung war. Und wir (da rede ich jetzt von Deutschen Ost), empfanden auch keinen Mangel. Wir hatten zu Essen, trugen warme Kleidung und die Mieten waren günstig. Nicht, dass wir eine Ahnung davon gehabt hätten, was das bedeutet. Welches Kind denkt schon über Mietpreise nach?

Wir redeten über die Zukunft wie über einen Ort, an dem es noch viel wärmer und kuschliger sein würde als wir es damals hatten. Wir träumten (nicht, dass wir eine Ahnung von Arbeit gehabt hätten) von einer Zeit, in der wir dank Mechanisierung und Automatisierung nurmehr paarundzwanzig Stunden in der Woche würden arbeiten müssen. Und wir sahen das Weltall als normalen Bestandteil unseres künftigen Lebens an. Wir lasen „Landung auf der Venus“, noch ehe wir wussten, dass dort nicht nur niemand existieren, sondern nicht einmal eine Sonde für mehr als sehr kurze Zeit den Unbilden standhalten kann. Wir dachten über Außerirdische nach, die lange, lange vor unserer Zeit den Planeten Erde besucht und ihre Spuren hinterlassen hatten.  Wir hatten das Gefühl, dass nicht nur die Welt, sondern das ganze Weltall uns zu Füßen lag.

Ein paar der Vordenker sorgten sich auch um Roboter (heute würden wir es KI nennen), die die Herrschaft übernehmen, weil der Mensch ansich unvollkommen und fehlerbehaftet ist.  Aber nicht das war unser Problem. Wir hatten mehr den Gedanken an rollende Fußwege im Kopf (weil wir alle so gut in Bewegung waren, dachten wir nicht an Übergewicht und dessen Folgen; keiner von uns war übergewichtig und Diabetes war keine Wohlstands-, sondern eine ganz richtige Krankheit, für die man nichts konnte).

Sehr viel später, angesichts mancher Fehlschläge, würde man sagen, dass die Raumfahrt vielleicht nicht das in unser Leben gebracht hat, was wir uns erhofften. Es gibt keine Siedlungen auf Mond und Mars. Die Venus ist eh perdu.. Und man darf sich fragen, ob der eventuelle Gewinn von Rohstoffen auf Asteroiden etc. den materiellen Aufwand rechtfertigt.

Dennoch, es ist halt so drin, nehme ich abends, wenn ich nicht einschlafen kann, mein Pad mit ins Bett und suche mir eine von den vielen Weltraumserien, die mich mit phantastischen Animationen und sehr viel klugen Gedanken in den Schlaf bringen. Meist bin ich lange vor der Oortschen Wolke eingeschlafen (sie gehen ja immer von innen nach außen) und dass über meinen Stöpsel im Ohr die Berichte bis hinaus zum Pluto (dem armen Kerl, der nun kein Planet mehr ist) in meinen Schlaf vordringen, hat ganz und gar nichts Bedrohliches.

Mich kleines Geschöpf in diesem Riesen-Konstrukt von Weltall ( in diesen Berichten tun sie immer so, als sei unser Sonnensystem schon alles, obwohl wir doch ein ziemlich Unbedeutendes unter ganz vielen sind) zu denken, beruhigt mich wachend wie schlafend gleichermaßen.

Die Raumfahrt als solche, auch wenn die aus den Weltraumserien bekannten, total enthusiastischen Astrologen diesen Anschein gern erwecken, ist bekanntermaßen nicht das, was die Menschheit retten wird. Man darf sich vielmehr fragen, ob die, also die Menschheit, in den 5 Milliarden Jahren, die es bis zum Verglühen unserer Sonne braucht, überhaupt noch da ist (eher nicht).

Gleichwohl gibt es allerhand Leute, die meinen, die Raumfahrt sei dennoch zu irgendwas gut gewesen. Weil sie irgendwelche Erfindungen hervor gebracht hätte, die auch im Alltag zu allerhand gut sind.

Teflon ist da der Dauerbrenner. Immer wieder gern genommen. Ohne Raumfahrt kein Teflon.
Teflon finde auch ich prima. Weil … meine Leser erinnern sich  … ich neulich Teppich verlegt habe. Auf dem die früheren Filzaufkleber an den Stuhlfüßen natürlich blöde sind. Jetzt habe ich welche aus Teflon drauf gemacht. Das flutscht superprima.

Allerdings: Teflon wurde bereits 1938 erfunden. Es hat demnach mit der Raumfahrt genau so viel zu tun wie Orson Welles „Krieg der Welten“ (gemeint ist das Hörspiel, das allerhand Menschen in Panik versetzte). Böse Zungen behaupten, dass Ron Hubbards Karriere als Scifi-Autor, der sich das Prinzip des Cliffhangers sehr zu Eigen gemacht hatte, hiervon inspiriert worden ist. Was keiner beweisen kann, denn das Cliffhanger-Prinzip gab es schon seit 1873. Gleichwohl schleppte Hubbard es auch zu den Scientologen. Wer den einen Kurs fertig hatte, brauchte schon den nächsten.

Wie ich auf all das komme? Teflon also lässt meine Stühle gut über den Teppich-Belag rutschen.

Alles andere ist Geschwafel. 😉

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s